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Franz schwimmt den Rhein hinunter

«Die unglaubliche Geschichte eines kleinen Fischs im Alpenrhein» erzählt Erwin Koch in einem ebenso amüsanten wie gehaltvollen Buch.

Ein kleiner Fisch namens Franz hat die Nase voll davon, dauernd getadelt und gepiesackt zu werden, und beschliesst, in die grosse, weite Welt zu schwimmen, d.h. vom ‹hintersten Hinterrhein› bis in den Bodensee. – Dieser Teil des grossen Stroms wird geografisch korrekt ‹Alpenrhein› genannt. – So beginnt die spannende Geschichte «Franz» von Erwin Koch, in der sich Sachinformationen und phantasievolle Abenteuer aufs Schönste verbinden.

Franz unternimmt seine Reise nicht allein, zwei Fischfreunde begleiten ihn: der gefrässige Bruno mit einem Sprachfehler, weil er einmal an einer Angel gehangen hat, und der durchgeknallte Jerry, der am liebsten bis Hollywood schwimmen würde. Schliesslich, damit die Geschichte ein bisschen prickelnd wird, kommt noch Aurelia hinzu, die für das Happy-End besonders wichtig ist. Bei einzelnen Episoden und dem glücklichen Ende erinnert man sich schmunzelnd an Anglerlatein. Denn sind es nicht nebst den Jägern die Angler, die sich die unwahrscheinlichsten Geschichten erzählen?

Nun ist die witzig erzählte Story nichts anderes als ein geschickt gewähltes Vehikel, alle möglichen interessanten Informationen über regionale Geografie, Politik und Geschichte, über Wasserkraft, Technik und natürlich über das Leben im Wasser zu vermitteln. Da es Spass machen soll, dieses Buch zu lesen, sind die Kapitel kurz und die Sachinformationen wohl dosiert. Wie der Rhein genutzt wird und welche realen Gefahren für Mensch, Tier- und Pflanzenwelt im Fluss und an seinen Ufern seit der Flussbegradigung bestehen, das sind nämlich die ernsten Themen, die dem Buch zugrunde liegen.

Besonders erwähnenswert ist die Gestaltung des Buches. Das Inhaltsverzeichnis mäandert mit übergrossen Kapitelnummern über zwei Seiten hinweg. Jedes Kapitel beginnt mit einer attraktiven farbigen Illustration, gestaltet von Ronca Catell.

ein Blick ins Buch

Der Autor Erwin Koch (geb. 1956) lebt nicht am Rhein, sondern nahe Luzern. Als Hörspielautor und Verfasser von Sachbüchern hat er sich einen Namen gemacht. Er ist ebenfalls als Reportage-Journalist bekannt geworden. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, zweimal erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis, und für sein Romandebüt: «Sara tanzt» (2003) wurde er mit dem Mara-Cassens-Preis für den besten deutschsprachigen Romanerstling geehrt.

Das vorliegende Buch ist nicht allein Kochs Idee. Es ist ein Auftrag zweier Gremien: der ‹Internationalen Regierungskommission Alpenrhein› (IRKA), einer Plattform der vier Regierungen von Graubünden, St. Gallen, Liechtenstein und Vorarlberg, sie dient dem Informationsaustausch zwischen den vier beteiligten Ländern und Kantonen und wirkt mit an den Entscheidungen und Planungen aller Massnahmen am Alpenrhein.

Die andere Institution ist die ‹Internationale Rheinregulierung› (IRR), sie wurde schon 1892 mit dem Staatsvertrag zwischen Österreich und der Schweiz gegründet. Ihre Hauptaufgabe ist die Gewährleistung des Hochwasserschutzes auf der Rheinstrecke bis zum Bodensee. Daraus zu schliessen, Erwin Koch schreibe für gewisse Interessen, ist allerdings ein Trugschluss. Es geht dem Autor darum, auf das prekäre und oft gestörte Gleichgewicht im Rhein aufmerksam zu machen.

Das Buch gilt als Kinderbuch. Nun fragt es sich, warum nicht auch Sachbücher für Erwachsene witzig geschrieben und lustvoll zu lesen sein sollten. Denn was für die Jugend gilt, ist auch für Ältere richtig: Neues zu lernen, fällt uns leichter, wenn wir es mit einem Lächeln tun können. So ist allen Grosseltern zu empfehlen, das Buch zuerst selbst zu lesen, bevor sie es ihren Enkelkindern schenken, oder es mit ihnen gemeinsam zu lesen, bevor sie einen Ausflug an den Alpenrhein – an eine der schönen Flussauen – machen.

Erwin Koch: Franz. Kinderbuch.
Die unglaubliche Geschichte eines kleinen Fischs im Alpenrhein
Verlag NZZ Libro. Zürich, 2015, 160 Seiten,
18 Illustrationen. ISBN: 978-3-03810-028-7

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