StartseiteMagazinKulturBegegnung von Kunst und Theater

Begegnung von Kunst und Theater

Das Theater Basel und das Basler Kunstmuseum treffen sich für einen Theaterparcours der besonderen Art.

 

Bestrebungen, bildende Kunst, Literatur, Musik und Theater zu verschmelzen, sind nicht neu. In neuerer Zeit wurzeln sie – nach der Antike und anfangs des 20. Jahrhunderts nach den Aktivitäten rund um DADA und später Fluxus –  in der multimedialen Performance-Kunst der Sechziger und vor allem Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts und überzogen die gesamte westliche Kunstwelt mit oft aufsehenerregenden Interventionen und Anstössen für deren Weiterentwicklung.

Doch irgendwie schlaffte der Impuls in den letzten Jahren ab und wurde nur noch von Stars der Performance-Bühne wie Marina Abramovic oder Anne Imhof aufrecht erhalten. Bewusstes kunst-ganzheitliches Denken wieder in Erinnerung zu rufen, tut also not.

 

Als «Huldigung an dieses wertvolle Erbe grenzüberschreitender künstlerischer Abenteuer» wertet der seit zweieinhalb Jahren amtierende Direktor des Basler Kunstmuseums, Josef Helfenstein, die Kooperation mit dem Theater Basel für das Projekt «Das Theater der Bilder». Sein rühriger Kollege drüben im Theater, nur einen Steinwurf vom Museum entfernt, ist der Basler Theaterintendant und Projekt-Initiant Andreas Beck, der «die Stadt, in der wir Theater machen, zur Protagonistin erklären» will.

 

Auftragswerke und Uraufführungen

Was aus diesem erfreulichen Impetus geworden ist, kann man jetzt – leider nur für einige wenige Abende – im Kunstmuseum Basel bestaunen. 23 Autorinnen und Autoren haben sich mit einem Kunstwerk ihrer Wahl auseinandergesetzt und Texte dazu verfasst, haben also Auftragswerke für Uraufführungen abgeliefert.

 

Nicola Mastroberardino

 

Diese beziehen sich nicht zwingend immer mit dem Werk als solchem, sondern auch mit den Intentionen und Gefühlen, welchen sie bei den Autoren (hier ist immer auch die weibliche Form gemeint) auslösten. Und das reicht von Reisebeschreibungen über – durchaus auch witzig/bissige – Kunstbetrachtungen, einzelne politische Statements bis zu echten Theaterszenen mit 1-3 Darstellenden. Letztere zogen naturgemäss die meisten Zuschauer an; denn die Zuschauer  können sich innerhalb der vier Spielebenen des Museums (Hof, Foyer, 1.und 2. Stock)  während des ganzen dreistündigen Abends frei bewegen. Ein Saalplan mit Angaben zu den Werken, Spielorten und -zeiten, Autoren und Aufführenden bildet dabei das nützliche Gerüst für die individuelle Auswahl durch die Besucher.

 

Von der grossen Treppe bis in den Oberlichtsaal

«Zehn Knaben, jung, schön, hold und weise begleiten euch auf eurer Reise» kommt einem – in Abwandlung der Zauberflöte-Knaben – in den Sinn. Denn Kinder, darunter auch Mädchen, kümmern sich in ihren grauen «Aufsicht»-T-Shirts schüchtern, aber charmant, um die gegen 500 Besucher.

 

Lisa Stiegler

 

Dafür haben aber die echten Aufsichtspersonen des Museums alle Hände voll zu tun, um die unersetzlichen Kunstwerke, in deren gefährlicher Nähe sich das Publikum während der Vorführungen aufhält, zu schützen. Der Alarm ging denn auch öfters los.

 

Der zerstörte Mondrian

Einige der Autoren retteten sich vor solchen technischen Gefahren denn auch in ein getürktes Kunst-vis-à-vis, sprich in die Arbeit mit Kopien. Dies gab ihnen die Möglichkeit, zum Entsetzen des zuschauenden, durchaus kunstgebildeten Publikums mit Zeigestöcken und Aehnlichem in einem Bild herumzufahren (Erasmus-Bildnis von Hans Holbein d.J.), oder, oh Graus! gar einen «echten» Mondrian am Schluss zu zerfetzen. Kunst kann auch durchaus aggressiv machen…

Franziska Hackl

 

Natürlich wurden in diesem Kontext auch Frauenbildnisse behandelt, liegen diese doch in der bildenden Kunst anzahlmässig ganz vorne. Doch niemand wagte sich/interessierte sich für Werke weiblicher Kunst, was, ganz am Rande bemerkt, doch erstaunlich ist. Sind doch die Autorinnen dieser Auswahl sehr prominent und mit grossartigen Texten vertreten. – Den achtzehn professionell und mit grossem Einsatz arbeitenden Darstellern vom Theater Basel sei an dieser Stelle generell ein (Lorbeer-)Kränzlein gewunden! Wobei der Schauspieler Thiemo Strutzenberger darüber hinaus auch noch als Autor mitwirkte.

 

Thiemo Strutzenberger

 

Da es an dieser Stelle fast unmöglich ist, auf alle Interventionen einzeln einzugehen, seien dafür nur die Namen aller beteiligten Autoren genannt.

 

Autorinnen und Autoren (in alphabetischer Reihenfolge):

Lukas Bärfuss, Sacha Batthyany, Irena Brezna, Elisabeth Bronfen, Martina Clavadetscher, Rolf Dobelli, Dorothee Elmiger, Reto Finger, Nora Gomringer, Erwin Koch, Joël Laszlo, Charles Lewinsky, Lukas Linder, Philipp Löhle, Urs Mannhart, Milena Moser, Ewald Palmetshofer, Monique Schwitter, Darja Stocker, Thiemo Strutzenberger, Alain Claude Sulzer, Patrick Tschan, Theresia Walser, Stefan Zweig.

 

Der unbedingt sehenswerte Abend ist nur noch zweimal zu geniessen:
«Das Theater der Bilder», Kunstmuseum Basel, Hauptbau, Koproduktion des Theater Basel mit dem Kunstmuseum Basel: 27. und 28 April 2019

Fotos: © Kim Culetto

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