StartseiteMagazinGesundheitEndlich Yoga-Fastenwoche

Endlich Yoga-Fastenwoche

Mit dem Sommerserienthema «Endlich Sommer» kann ich wenig anfangen, schliesslich mag ich alle Jahreszeiten in ihrer Art. Hingegen ergibt sich während den Schulsommerferien oft die Gelegenheit, sich einem Projekt intensiv zu widmen. Mein Projekt war in diesem Jahr die Yoga-Fastenwoche vom 17. – 23. Juli.

Projektort war die Gibelegg, ein Ferienhaus in der Gemeinde Riggisberg (BE), auf einer Sonnenterrasse, 1021 m ü. M. gelegen, mit einem wunderbaren Ausblick auf Niesen, Stockhorn, Gantrisch, Eiger, Mönch, Jungfrau usw. Vermietet wird das Haus von einem Verein, «in erster Linie an Schulen für Landschulwochen, an Musikgesellschaften für Proben-Weekends, für Geburtstagsfeien aber auch für Hochzeiten.»

Gibelegg, Weiteres siehe unter https://www.gibelegghaus.ch Foto zVg.

Ziel der Yoga-Fastenwoche

Aus der Sicht der Kursleitung stehen folgende Ziele im Zentrum: «Diese Woche hat zum Ziel, den Körper nach der alten yogischen Methode zu reinigen und zu regenerieren. Wir leben in einer Welt, in der es nicht mehr so einfach ist, unbelastetes Essen zu bekommen und reine Luft zu atmen. Täglich akkumulieren sich Giftstoffe im Körper. Diese schwächen das Immunsystem, unsere Gesundheit. Durch die Reinigung des Darms mit Salzwasser und dazugehörenden speziellen Yogaübungen wird der Darm, der jährlich belastet wird mit ca. einer halben Tonne Nahrung, komplett gereinigt und entleert.

Fasten weckt neue Lebenskräfte und schärft die Sinne. Nach einer Fastenwoche können wir klarer denken, intensiver schmecken, riechen und besser hören. Eine Fastenwoche bringt Körper, Geist und Seele in Einklang, hilft, den Alltag loszulassen und in entspannter Atmosphäre wieder einmal zu sich selber zu kommen. Fasten betrifft nicht nur den Körper, sondern auch den Geist.

Yogis wussten schon immer, dass Altern auch im Darm beginnt; deshalb ist es so wichtig, diesen ungefähr acht Meter langen Verdauungstrakt sauber zu halten.»

Projektteilnehmende

An diesem Projekt, das von Dr. hc. Sushil Bhattacharya und Ruth Waefler Bhattacharya geleitet wurde, nahmen sechs Personen teil: eine 80-jährige ehemalige Zahn- und Naturärztin; ein 61- jähriger IT-Manager; eine ca. 40-jährige Geografin, verheiratet mit zwei Kindern, die neben ihrer Familienarbeit in der Raumplanung, beim Bruder auf dem Bauernhof und als Yogalehrerin arbeitet; ein ungefähr gleichaltriger Familienvater, Betriebswirtschafter, der als Dozent und im Coaching tätig ist; eine 59-jährige ehemalige Kindergärtnerin und  Mutter von zwei Kindern, die in den letzten sieben Jahren in einem spirituellen Zentrum und auch als Yogalehrerin arbeitete und jetzt eine einjährige Auszeit nimmt; und ich.

Foto mit allen Teilnehmenden (Foto: Sushil)

Sushil und Ruth sind zwei sehr erfahrene Yoga Lehrende und Yogatherapeuten, die zusammen seit über dreissig Jahren v. a. in Bern und in Indien Yoga-LehrerInnen aus- und weiterbilden, aber auch Yoga-Interessierte (inkl. Anfänger) in ihre Kurse aufnehmen. Beide wirken viel jünger, als sie chronologisch sind. Man munkelt, dass ihre Yogapraxis sowie die Reinigungen und das Fasten den Alterungsprozess auf erstaunliche Weise hinauszögert.

Ruth (68) praktiziert Yoga seit 1984 und gründete 1991 die Yogaschule Ruth Waefler. Wegen eines Skiunfalls mussten ihr in einer schweren Operation künstliche Bänder am linken Knie eingesetzt werden, sowie die Kniescheibe und der Meniskus operiert werden. Gegen die Empfehlung der Ärzteschaft, die ihr von der Yogapraxis abrieten, konnte sie durch spezielle Yogaübungen ihre volle Beweglichkeit wieder erlangen und ist mit ihrer Eleganz und Leichtigkeit beim Einnehmen der Asanas (Yoga-Stellungen) für die Kursteilnehmenden ein motivierendes Vorbild.

Sushil (63) wurde in Westbengalen geboren und begann mit 17 Jahren mit Yogaübungen, um sich von seinem Asthma zu befreien. Sechs Monate später war das Asthma vollständig überwunden. Es folgte eine höchstintensive Ausbildung, was ihm viele Auszeichnungen und Titel eintrug, u.a. 1983 den ersten Platz in der All-India Yoga Asana Competition, weil er mit seiner überragenden Flexibilität mehr als 1000 Asanas beherrschte. Seit 1981 unterrichtet er international, am meisten in Indien und der Schweiz, zusammen mit Ruth.

Ruth und Sushil, mit Blumen-Graffiti Attisholz vom 20.10.21 (Foto: Peter Jäggi)

Projektinhalte

Die Yoga-Fastenwoche beinhaltete die komplette Reinigung des Darms, das Fasten, Meditation, Pranayama (Atemübungen), das Üben von Asanas (Yogastellungen), Mantrasingen, sowie eine gegenseitige yogische Massage mit den Füssen, die sehr stimulierend auf das Kreislaufsystem, die Muskulatur und Organe wirkt. Für das Geniessen der Freizeit und für Begegnungen unter den Teilnehmenden und mit der Kursleitung blieb auch noch Zeit. Eins nach dem andern:

Fasten: Am Samstag und Sonntag assen wir nur Früchte (ausgenommen Zitrusfrüchte, Ananas und Bananen), tranken Tee und Wasser.

Am Montag begann das Wasserfasten: ca. vier Liter lauwarmes Himalayasalzwasser im Laufe von zwei, drei Stunden trinken. Nach einiger Zeit, ungefähr nach dem Konsum von 1,5 Litern, beginnt die Darmspülung. Weitertrinken, weitertrinken, immer wieder mal aufs WC eilen und den Darm entleeren, bis reines Wasser aus dem Darm fliesst. Da es bei der Entleerung eilt, wurden zuvor die Toiletten im Gang individuell zugewiesen, so dass alle gezielt jeweils ihre Toilette anvisieren konnten und nach der Entleerung erleichtert wieder in den Kreis der Fastengemeinschaft zurückkamen, um vielleicht wenige Minuten später schon wieder zum befreienden Örtchen zu rennen.

Am Dienstag wieder Wasserfasten, wieder dieselbe Darmreinigungsprozedur. Dabei genügt es, je nach individuellen Bedürfnissen, einen Liter weniger Salzwasser zu trinken.

Dabei können Schwächegefühle, Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein auftreten, vor allem in den ersten beiden Fastentagen. So gesehen ist Wasserfasten ein durchaus intensives Erlebnis, insbesondere wenn etwa durch regelmässigen Kaffeekonsum vor der Fastenwoche heftige Kopfschmerzen auftreten. Aber da galt es durchzuhalten.

Nach der Darmentleerung mit Salzwasser wurde beliebig viel lauwarmes Wasser (mindestens 4 Liter) konsumiert, an den ersten beiden Nachmittagen genauso, wie am Mittwoch und Donnerstag. Dabei erlebten die Teilnehmenden unterschiedliche Gefühlswallungen. Immer wieder mal tauchte aus den Gefühlen der Schwäche Freude und Stolz auf, da die Kopfschmerzen vergangen und die ersten Fasten-Strapazen überstanden waren.

Am Donnerstagabend gab es selbstgekochtes Apfelmus, das göttlich mundete, am Freitagmittag dasselbe und am Abend Kitchuri (auch Kitchari), eine Kombination aus Reis und gelben Mung-Dal-Bohnen und Ghee, (geklärter Butter). Kitchuri gab es ebenfalls zum Abschiedsessen am Samstagmittag. Kitchuri wirkt entgiftend, reinigend, kräftigend und aufbauend.

Sogar während des Zubereitens von Kitchuri wurden Asanas geübt. (Foto bs)

Sushil empfahl uns, um das Fastenbrechen erfolgreich zu gestalten, eine Woche lang nach der Fastenkur nur Kitchuri zu essen, allenfalls verfeinert mit Gemüsen und Gewürzen. Denn Fasten sei einfacher als das Fastenbrechen und es bestehe die Gefahr, wieder in alte, ungesunde Gewohnheiten zurückzufallen.

Im Zusammenhang mit dem Fasten wurde auch die Zungenreinigung mindestens einmal pro Tag durchgeführt sowie die Nasenreinigung und viel diskutiert über Formen einer gesunden Ernährung und wie viele Zivilisationskrankheiten ihre Ursachen im unkultivierten Hineinstopfen von dies und jenem haben.

Meditation: Jeder Fastentag begann mit einer stillen Meditation, in der alle in einer für sie passenden Sitzhaltung zur Wahrnehmung ihrer momentanen physischen, psychischen und geistigen Situation eingeladen wurden, zum achtsamen Wahrnehmen des Atems, der vorüberfliessenden Gedanken, der Stille, der Verbundenheit mit dem Urgrund. Auch am Abend gab es Gelegenheit für stille Meditation.

Pranayama (Atemübungen): Im Alltag atmen wir oft unbewusst. Unter Pranayama, das in Indien seit über 2000 Jahren praktiziert wird, versteht man den bewussten, achtsamen Umgang mit Prana, der Lebensenergie. Mit bestimmten Atemtechniken können energetische Empfindungen und Gefühlszustände stark beeinflusst werden. Achtsames Atmen kann beispielsweise Stress reduzieren und so wird Sushils Slogan «No Panic, Go Pranic» auf den schriftlich abgegebenen Infos leicht verständlich. Wir lernten von Mittwoch bis Freitag nach den Meditationen drei Atemtechniken kennen und üben. Wenn man sich energielos fühlt, kann mit Pranayama wieder Lebenskraft zufliessen, ohne dass man zu Kaffee, Cola oder Aufputschmitteln greifen muss. Vor dem Pranayama reinigten wir jeweils die Nasengänge.

Am vierten Tag gelang mir der Kopfstand, locker vom Hocker. (Foto Sushil)

Üben von Asanas: Beim Üben von verschiedenen Asanas erschrak ich, als ich feststellte, dass meine Flexibilität in den Gelenken und im Körper in den letzten Jahren erheblich abgenommen hatte. Ich meinte, dass ich durch regelmässiges Joggen und Schwimmen schon genügend für meine Gesundheit täte. Das ist sicher nicht schlecht, aber Asanas sind als Dehnungsübungen eine gute Ergänzung, da Faszien, Bindegewebe und Muskulatur sich nicht zu schnell verkürzen, so dass die Flexibilität länger erhalten bleibt.

Zum Glück sagte Sushil immer wieder «slowly, slowly», schön langsam. Ja keine Überanstrengung, keine Überdehnung, sich nicht vergleichen mit andern, die mit Leichtigkeit den perfekten Sonnengruss, den Pflug, den Fisch, die Kobra, den Bogen, das Rad usw. hinzaubern.

Mantrasingen: Die Tage wurden jeweils abgeschlossen mit dem Singen von Mantras, von heiligen Silben und Versen aus der hinduistischen Kultur. Das war für mich eher gewöhnungsbedürftig, obwohl ich gern singe, zum Beispiel: «Sesch mer alles ei Deng, ob i lach oder seng, ha nes Härzali wi nes Vögali, dorom lieben i so reng.» Dadurch wurde das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und gewisse Mantren durchwirkten den ganzen Leib.

Fazit

Der Projekteinsatz für die ganze Woche war Fr. 990.- inkl. allem, mit Gemeinschaftsräumen und Einzelzimmern. Dazu kam die professionelle Begleitung durch Sushil (in engl.) und Ruth (in engl. und bärndütsch), täglich von 7 Uhr 30 bis ca. 22 Uhr.

Inwiefern es sich «gelohnt» hat, wird sich bei jedem Teilnehmenden anders zeigen, da Hintergründe, Motive, Lebensbedingungen und Zielsetzungen unterschiedlich sind. Ich vermute, dass bei allen die Alltagsgewohnheiten auf ihre Qualität hin hinterfragt wurden und sich einiges zum eigenen Wohl und zum Wohl von An- und Zugehörigen ändern wird. Wichtig wird sein, sich bei der Umsetzung der Impulse nicht zu unter- und nicht zu überfordern. Slowly, slowly!

Am Donnerstagabend machten wir eine Feuerzeremonie, in der alle ein Blatt Papier ins Feuer werfen konnten: Drauf stand, was man loslassen möchte, um Freiraum zu schaffen für Neues!

Feuerzeremonie (Foto bs)

Persönliches Fazit: Als mich eine Freundin fragte, wie die Yoga-Fastenwoche gewesen sei, sagte ich spontan: Ich habe vier Kilos und 10 Jahre abgenommen. Die vier Kilos sind eine ehrliche Antwort, die 10 Jahre geschummelt, drücken aber aus, dass ich mich dank der Asanas beweglicher, dank der Meditation fokussierter und dank des Fastens gesundheitsbewusster fühle. Dank Kitchuri gelingt mir das Fastenbrechen, ich kaufe überlegter ein und bin voller Zuversicht. Sushil und Ruth sind ein Beispiel für einen überzeugenden gesunden Lebensstil, der in einer alten Yoga-Tradition verwurzelt ist und für unseren Alltag äusserst wertvolle Impulse zu geben vermag. Sie ermuntern zu einer eigenständigen Umsetzung des Gelernten und akzeptieren in ihrer humorvollen Offenheit viele Wege!

Titelbild: Paaryoga von Ruth und Sushil im Bärnbiet (Foto: Hugo Jäggi)

Weiteres zu Ruth und Sushil und deren Angeboten unter https://www.saptayoga.com


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