StartseiteMagazinGesellschaftPutzen, bis es glänzt?

Putzen, bis es glänzt?

In der Rekrutenschule hörte ich gelegentlich: «Sie müssen putzen, bis es glänzt!» Gemeint waren die Militärschuhe. Wenn ich als Antwort etwas in mich hinein murmelte, musste ich «verstanden» sagen. Also sagte ich «verstanden!», obwohl es dabei nicht ums Verstehen ging…

Wikipedia klärt uns über den Glanz auf: «Glanz ist eine optische Eigenschaft einer Oberfläche, Licht ganz oder teilweise spiegelnd zu reflektieren. Ist eine Oberfläche nicht glänzend, weil sie Licht diffus reflektiert, so nennt man dies Mattheit.»

Nähern wir uns doch der Quelle des Glanzes, dem Licht. Da hilft uns vielleicht die Bibel in den ersten Sätzen weiter: «Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht.» (Einheitsübersetzung).

Die Menschen vermischten, was Gott getrennt hatte. Prometheus stahl den Göttern das Feuer. Glühlampen und künstliches Licht verdrängten die Finsternis und heute können wir uns auch in der Nacht an den Lichtwelten des Handys ergötzen oder im Lichtsmog spazieren gehen.

Und was ist mit dem Inneren Licht? Im Sonnen- und im Höhlengleichnis erläutert Platon Erkenntnisweisen mit der Lichtmetaphorik. Das Zeitalter der Aufklärung feiert das Licht der Erkenntnis und wird als «das Jahrhundert der Lichter» (le siecle des lumières) oder als Age of Enlightenment bezeichnet, um Licht ins Dunkel zu bringen durch Aufklären, Erklären, Beleuchten, Erleuchten mithilfe der menschlichen Erkenntnisfähigkeit.

Illustration des Höhlengleichnisses aus Wikimedia.commons.org

Auch im Osten spielt die Lichtmetaphorik eine bedeutende Rolle, schliesslich ist Buddha der Erwachte oder Erleuchtete. Buddhi bedeutet Einsicht, Vernunft, Urteilsvermögen und ist ein Mittel der Erleuchtung. Bodhi heisst wörtlich Erwachen, wird oft mit Erleuchtung übersetzt und meint eine Erkenntnisweise, die für die Erlösung aus dem Leiden zentral ist.

Betrachten wir dazu einen Text des Zen-Mönchs Yung-chia Ta-shih  (665-713):

„Das Innere Licht ist jenseits von Lob und Tadel; ¨
Wie der Raum kennt es keine Grenzen,
Doch es bewahrt auch in uns stets seine Ruhe und Fülle.
Nur wenn du ihm nachjagst, verlierst du es.
Du kannst es nicht fassen, aber ebenso wenig kannst du es loswerden,
Und während du keines von beiden tun kannst, geht es seinen Weg.
Du schweigst, und es redet – du redest und es bleibt stumm.
Das grosse Tor des Mitfühlens steht weit offen, und es gibt keine Hindernisse davor.“

Beim Meditieren (Foto von Thomas Nordwest auf commons.wikimedia)

Heute brauchen wir wohl nicht «ein bisschen Glanz», aber mehr Licht. Beispielsweise könnte die katholische Kirche dunkle mittelalterliche Macht- und Machtmissbrauchsstrukturen überwinden, indem der Pflichtzölibat und der Klerikerstand abgeschafft und die Frauen im kirchlichen Dienst gleichberechtigt würden. Konsumenten könnten hellsichtiger einkaufen und gewisse Produzenten die Lebenschancen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen weniger verdunkeln. Meinungen und Behauptungen könnten wir besser auf ihren Wahrheitsgehalt hin durchleuchten! Also mehr Licht…ohne dass wir geblendet oder verblendet werden.

Höhlengleichnis unter https://www.studium-universale.de/platons-höhlengleichnis-text/

Titelbild von Chris Reynolds auf commons.wikimedia.org

Ein bisschen Glanz

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