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Schnee? – Schon geschmolzen!

Weisse oder grüne Weihnacht, als Kind war mir das ziemlich gleichgültig. Der Schnee fällt, wann er will, so beendete man in meiner Familie jede Diskussion über dieses Thema.

Ob ich mit dem Schlitten losziehen konnte oder lieber ein Buch lesen wollte, beides gefiel mir als Kind, nicht nur zur Weihnachtszeit! Meine Lieblingstante fand nämlich jedes Jahr wieder spannende Bücher für mich. Einmal schenkte sie mir eines über die kletternden Abenteurer im Himalaya – mit viel Schnee und Eis! -, über die ich mit Staunen und zugleich einem gewissen Schaudern las. Vorstellen konnte ich mir das nicht so genau.

Albert Anker (1831–1910): Eine Gotthelf-Leserin / wikimedia.org. – Jeremias Gotthelf habe ich allerdings nicht als Kind, sondern erst viel, viel später gelesen.

An eine Biografie über Clara Schumann erinnere ich mich sehr gern. Es ist mir erst Jahrzehnte später bewusst geworden, was für eine glückliche Hand meine Tante damals in der Auswahl ihrer Geschenke für mich hatte, sie war weder Buchhändlerin noch Lehrerin. Vielleicht waren es Bücher, die sie als junges Mädchen selbst gern gelesen hätte.

Schnee als Verkehrshindernis

Schnee, so sehr wir ihn für Weihnachten herbeisehnen, kann auch ganz schön lästig sein. In Bern haben wir diese Erfahrung vor ein paar Wochen machen müssen. Ich erlebte die Situation übermässigen Schneefalls vor Jahren im deutschen ICE auf der Fahrt nach Köln zu meiner Familie. Der Schnee fiel damals in so dichten Flocken, dass der ICE nicht so schnell wie üblich fahren konnte.
Aber er fuhr!

Caspar David Friedrich (1774-1840): Winterlandschaft, 1811 / wikimedia.org

Der Flughafen in Frankfurt hingegen musste schliessen. Wie für solche Notfälle geplant, stiegen folglich unzählige hängen gebliebene Flugpassagierinnen und -passagiere in unseren Zug. Sie wussten wohl nicht, wie es weitergehen sollte, denn es begann ein hektisches Telefonieren. Vielleicht wollten sie nur ihre Bekannten oder Familie informieren, dass sie auf dem Weg waren, über die Ankunft aber nichts Genaues sagen konnten. Ich war froh, als ich in Köln das Gedränge, das Geplapper und Geschnatter hinter mir lassen konnte.

Köln, genauer gesagt, die Kölnerinnen und Kölner, sind mächtig stolz auf ihren Weihnachtsmarkt. Es gibt nicht nur einen, sondern in verschiedenen Stadtteilen je einen anderen, anders gestaltet mit anderen Attraktionen. Zum ersten Mal sah ich in jenem Winter eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen: eine gewaltige Konstruktion einer leicht abfallenden Eisbahn mit Kurven und Wellen. Das schien attraktiv und zugleich seltsam, denn aufgebaut auf einem Platz in der Altstadt, wirkte sie fremd.

Pieter Brueghel der Jüngere (1564–1638):  Winterlandschaft mit Vogelfalle / wikimedia.org

Köln hat im Jahresdurchschnitt ein mildes Klima, von der Nordsee beeinflusst. Da erstaunte es mich nicht, dass nach dem «grossen Schnee» ein Wetterumschwung alle Träume von weissen Weihnachten in kürzester Zeit dahinschmelzen liess. Von einem Tag auf den anderen regnete es bei Temperaturen von ca. 10 Grad. Was geschah nun mit der Schlittschuhbahn?

Wenn aus dem Schnee Wasser wird

Als wir vorbeischlenderten, sahen wir es: Sie wurde weiter betrieben, die Schlittschuhfans hatten mehrere Zentimeter Wasser unter ihren Kufen, ein bisschen Eis war noch darunter, aber mehr schaffte die Kühlanlage nicht. – Wie gesagt, das ist ein paar Jahre her. Solche Energieverschwendung würde 2024 wohl lautstark angeprangert.

Sind wir nicht heiterer und entspannter, wenn wir – dem alten Sprichwort folgend – die Feste feiern, wie sie fallen, ohne uns in den Kopf zu setzen, wie das Wetter zu Weihnachten sein müsste?

Schon erschienen:
Der Mythos von weissen Weihnachten – von Linus Baur
Zwischen Tradition und Klimawandel – von Peter Schibli

Warten mit Buddha – von Ruth Vuilleumier
Keine Spur von Schnee und Eis – von Sibylle Ehrismann
Liebe Frau Holle, was ist mit Ihnen los? – von Peter Steiger
Lieber weiss als Weihnachten – von Robert Bösiger

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