Sommergeplauder

Lassen wir uns vom Wetter, von den Jahreszeiten beeinflussen? Fühlen wir uns besser, wenn die Tage lang sind und die Sonne scheint? Darüber unterhielt ich mich mit Paulo, meinem portugiesischen Nachbarn.

Vor allem wollte ich wissen, ob ihm der Sommer in Portugal besser gefällt als der in der Schweiz. Ich dachte daran, wie viele von uns gern an der Algarve Ferien machen oder die Weinlandschaft des Douro-Tals auf einem Schiff erkunden.

Was bedeutet dir der Sommer?

Sommer ist immer und überall schön. Dann sind die Leute viel mehr draussen, man kommt schneller ins Gespräch. Für einen Schwatz braucht es einfach etwas Wärme, besonders in der Schweiz, wo viele Leute so beschäftigt sind, dass sie für paar Worte über dies und das scheinbar keine Zeit haben. Und hier in unserer grünen Umgebung kann man schön spazieren gehen, an der Aare picknicken oder sich im Fluss abkühlen.

Lauschige Plätzchen für einen Sommerplausch gibt es an der Aare viele.

Mich interessiert natürlich: Was unterscheidet den Sommer in Portugal von unserem Schweizer Sommer?

Im Sommer ist es in Portugal sehr, sehr heiss, noch heisser als in der Schweiz. Nur sind wir in Portugal seit langem daran gewöhnt. Deshalb trifft man sich im Sommer ganz sicher nicht auf der Strasse, höchstens am Abend und sowieso im Schatten. – Und in Portugal finde ich immer jemanden, der mit mir darüber diskutiert, wieviel die Preise gestiegen sind oder ob das Auto noch seinen Zweck erfüllt. Und ob am Wochenende was los ist, das interessiert alle.

Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, wo man lebt. Wo bist Du aufgewachsen?

Ganz im Norden von Portugal, die Gegend heisst Trás-os-Montes, bis zur spanischen Grenze sind es nicht mehr als 10 Kilometer. Touristen kommen da fast nie hin, die bleiben im Tal des Douro, wo es wirklich malerisch ist, das muss ich zugeben. Bei uns in Portugals Nordostecke ist der Sommer extrem heiss und schwül, und im Winter kann auf den Bergen Schnee liegen. Die Berge dort, weisst du, sind um die 1’500 Meter hoch.

Das habe ich erfahren, als ich einmal Ende Dezember in Portugal war, an der Algarve, wo es damals stark geregnet hatte. Im Fernsehen zeigten sie Bilder aus Nordportugal, wo Schnee gefallen war. Die Hügel waren weiss, was mich sehr erstaunte. Seid ihr denn im Winter Ski gefahren?

Nein, nein, nur Leute mit viel Geld, die extra angereist kamen, vielleicht aus Lissabon oder ich weiss nicht woher. Wir waren zwar am liebsten immer draussen, sind überall herumgezogen, haben natürlich auch Fussball gespielt, aber eigentlich nur bei passablem Wetter. Wenn ich zu Hause war, wusste meine Mutter immer etwas, das ich für sie zu tun hatte. Das war weniger lustig – und meine Mutter war sehr streng!

Im Sommer ans Meer zu fahren, lag damals nicht drin. Kaum jemand in meiner Umgebung fuhr im Sommer ans Meer, eigentlich nur Leute, die Verwandte dort hatten. Es hatten auch nur wenige Familien ein Auto, vor allem diejenigen, die es für ihr Geschäft brauchten. Damals, vor 40 oder sogar 50 Jahren, setzte man sich nicht einfach mal ins Auto, um das Wochenende am Meer zu verbringen, wie manche Leute in der Schweiz das gerne tun.

Was prägt die Landschaft deiner Heimat?

Es gibt unendlich viele Olivenbäume, aber nur an den geschützteren Hängen. Sonst gibt es noch viele, viele Kastanienbäume, im Herbst haben wir immer Maroni gesammelt. Auch die Olivenernte bedeutete für uns Arbeit, viel Arbeit. Da mussten wir Kinder oft mithelfen. Die älteren Leute konnten sich nicht mehr so gut bücken für die Oliven, die am Boden lagen.

Als Erwachsener bist du in die Schweiz gekommen. Wie hast du deinen Lebensunterhalt verdient?

Als Pizzabäcker! 16 Jahre lang habe ich als Pizzaiolo in einem italienischen Restaurant gearbeitet. Und vorher noch alles Mögliche, ich wollte vor allem Geld verdienen. Pizzas zubereiten, das hat mir wirklich Spass gemacht!

Das weiss ich. Deine leckere Pizza durfte ich einmal probieren.

Immer am heissen Pizzaofen zu arbeiten, ist ganz schön anstrengend. Irgendwann bekam ich einen Herzinfarkt und musste aufhören. Nun bin ich bei einem Autoverleiher angestellt, kontrolliere, ob an den Mietwagen alles in Ordnung ist. Manchmal fahre ich ein Auto von einer Mietstation zu einer anderen. Mit dieser Arbeit bin ich ganz zufrieden. Mein eigenes Auto muss auch immer bestens gepflegt sein, darauf lege ich grossen Wert. – Aber wenn ich meine Familie in Portugal besuche, nehme ich nicht mein eigenes Auto, sondern miete mir einen grossen Wagen. Für die lange Strecke brauche ich so einen, und ich weiss, wo ich ihn günstig bekomme. Übermorgen geht’s los.

Für unser Interview brauche ich noch ein Foto von dir.

Du willst mich fotografieren? Ich bin doch nicht fotogen! Nein, jetzt noch ein Foto, das geht gar nicht. Vielleicht nach den Ferien.

Dann ist es zu spät. Irgendetwas, das dich charakterisiert, ein Bild, mit dem du dich identifizieren kannst, hätte ich gern.

Hast du ein Foto von einem Olivenbaum? Der passt zu mir. Olivenbäume haben auch so ein Flair von Sommer. Als Kinder sind wir gern darin herumgeklettert. Bloss mussten wir aufpassen, dass wir nicht erwischt wurden, denn die Besitzer fürchteten, wir würden Äste abbrechen und die kostbaren Oliven würden zu früh runterfallen. Olivenbäume werden sehr alt und knorrig und das Öl brauchen wir doch alle, auch ein Spritzer auf der Pizza schmeckt. (sagt Paulo und schmunzelt)

Vielen Dank für das Gespräch!

(Foto mp)


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