Verschneite Tannen, glitzernde Schneekristalle, die Stille nach einem heftigen Wintereinbruch – ein oft besungenes, beschriebenes Weihnachtsmärchen. Eines, in dem es zwar schneit, aber nie zu viel, wo es keinen Pflotsch gibt, und wo nie so viel Schnee liegt, dass der Verkehr zusammenbricht.
Von weisser Weihnacht geträumt wird auf der ganzen Welt, auch dort, wo Ende Dezember T-Shirt-Wetter herrscht. “I’m dreaming of a white christmas», 1942 erschienen, komponiert von Irving Berlin und gesungen von Bing Crospy, soll, mit 125 Millionen verkauften Tonträgern, der meistgefragte Musiktitel aller Zeiten sein. 500 weitere Interpreten und Interpretinnen bedienten sich der Vorlage. Später wurde dieser musikalische Traum noch in einen Film und noch später in ein Musical integriert.
Ein kleines Jubiläum
Etwas jünger ist «Last Christmas», der vor 40 Jahren vom damals 21-jährigen Sänger George Michael geschriebene weihnächtliche Ohrwurm. In der Schweiz kann dieser Weihnachtssong sogar ein bisschen als einheimisches Schaffen durchgehen: Das Video zum Song, aufgenommen mit Michaels damaliger Band «Wham!» sollte im mondänen Gstaad gedreht werden. Nur lag dort noch kaum Schnee – und das ging gar nicht. Denn in dem rührseligen Song erinnert sich der Sänger an seine Freundin vom letzten Jahr, die er in eine tief verschneite Hütte einlädt – und die ihn dann trotzdem verlässt.
Winterstimmung für einen Song – das brauchte George Michael vor 40 Jahren auch für «Last Christmas».
Also Schnee musste her. Weihnachten konnte mit etwa Tannengrün, Kugeln und Glitzer hingezaubert werden. Aber eine tief verschneite Landschaft mit einem malerischen Chalet? Das fand sich in Saas-Fee – und voilà, da war es, das neue Weihnachtsmärchen. Übrigens: George Michael blieb seinem Weihnachtssong verbunden bis zu seinem Todestag. Er starb am 25. Dezember 2015.
Natürlich gibt es noch andere Weihnachtslieder, wo leise der Schnee rieselt, aber an den beiden immer noch rauf und runter gespielten Kassenschlagern kommt man ebenso wenig vorbei wie an Mariah Careys 1994 produziertes «All I Want for Christmas Is You». mit ihrem graziös dem Weihnachtsmann oder dem ersehnten Partner entgegengestreckten Hinterteil.
Weihnachten ab Fliessband
Auch in Filmen bilden Weihnachten und Schnee oft ein Paar. Die US-amerikanischen und kanadischen am Fliessband produzierten TV-Streifen – Stichwort: Sie sucht Liebe, er auch und unter dem Weihnachtsbaum oder im Schnee finden sie dann zueinander – lassen wir mal links liegen und werden nostalgisch. «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» gehört für viele in der Adventszeit einfach dazu. Ich bin mir nicht sicher, ob die Story unter dem Weihnachtsbaum endet, aber festlich ist es allemal.
Auf Schloss Moritzburg in Sachsen fand das Aschenbrödel mit Hilfe der drei Haselnüssen sein Glück.
Dabei sollte der Film eigentlich im Sommer abgedreht werden. Die Vorbereitungen verzögerten sich aber, und die Filmcrew war erst im November vollzählig. So wurde daraus ein Schneemärchen. Nur gut, dass die Hauptdarstellerin, die bezaubernde Libuše Šafránková so gut reiten konnte, denn ihre wilde Flucht über die vereiste Zugbrücke beim Schloss erforderte Mut.
Happy End unter dem Weihnachtsbaum
Der zweite Film, der in der Adventszeit nie fehlen darf, ist «Der kleine Lord» aus dem Jahr 1980. Die Geschichte von Frances Hodgson Burnett von 1886 erzählt, wie ein kleiner Junge mit seinem kindlichen Vertrauen und seinem Glauben an das Gute im Menschen das Herz des mürrischen und hartherzigen adligen Grossvaters gewinnt. Und das Happy End findet natürlich unter dem Weihnachtsbaum statt.
Etwas «erwachsener» ist der englische Weihnachtsklassiker «Tatsächlich … Liebe» («Love Actually»), voll mit Herz, Gefühl und feinem britischem Humor. Und mit einer Starbesetzung – wow, Ladies, da schicken wir die Männer am besten in die Küche.
Ein bisschen Weihnachten, ein bisschen britischer Humor und ganz viel Liebe – das ist «Love Actualy», ein Weihnachtsklassiker im TV. (alle Bilder pixabay)
Wer lieber liest, könnte wieder mal das vergnügliche «Weihnachten in Bullerbü» von Astrid Lindgren zur Hand nehmen oder «Ein Weihnachtsgast» von Selma Lagerlöf. Wer es besinnlicher mag, erinnert sich an Hans Christian Andersens «Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern» aus dem Jahr 1845, die traurige Geschichte eines Waisenkindes, das erst im Sterben einen goldenen Weihnachtstraum erlebt.
Zum Schluss noch ein Buchtipp für all jene, die der Weihnachtsseligkeit etwas entrinnen und in einen Kriminalroman abtauchen möchten: In «Eisfieber» von Ken Follett, erschienen 2005, kommt zwar viel Eis und Schnee und zum Schluss auch noch etwas Weihnachten vor, aber bis es so weit ist, steigt die Spannung derart, dass man alles um sich herum vergisst.
Schon erschienen:
– Der Mythos von weissen Weihnachten – von Linus Baur
– Zwischen Tradition und Klimawandel – von Peter Schibli
– Warten mit Buddha – von Ruth Vuilleumier
– Keine Spur von Schnee und Eis – von Sibylle Ehrismann
– Liebe Frau Holle, was ist mit Ihnen los? – von Peter Steiger
– Lieber weiss als Weihnachten – von Robert Bösiger
– Schnee! – Schon geschmolzen? – von Maja Petzold