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Basel auf dem Weg ins Jetzt

Fasnacht? Schweizerhalle? Fondation Beyeler? Kunstmuseum? Strassencafés? Architektur? Welche Begriffe charakterisieren Basel? Der letzte Band der «Basler Stadtgeschichte» thematisiert die Entwicklung seit 1960.

Basel besitzt eine faszinierende Stadtgeschichte, die durch ihre strategische Lage am Rheinknie und ihre kulturelle, wirtschaftliche sowie politische Entwicklung geprägt wurde. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einer Hochburg sozial-liberal-grüner Politik durch eine Kombination aus sozialer, wirtschaftlicher und politischer Dynamik.

Auf dem Barfüsserplatz, 1959 noch ein Parkplatz, wird einem Autofahrer ein Bier serviert. Foto: Privatarchiv Kurt Wyss.

Basels Geschichte ist auch geprägt von einer starken Arbeiterbewegung, Gewerkschaften sowie linken Parteien, die durch die Industrialisierung und die damit verbundenen sozialen Spannungen gestärkt wurden. Die direkte Demokratie erlaubte es unterschiedlichen Akteuren, ihre Anliegen durch Volksinitiativen und Referenden voranzutreiben. Besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren nutzten links-grüne Gruppen diese Instrumente mehrfach, um progressive Themen wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit voranzutreiben.

Baumbesetzung entlang des geplanten Cityrings, 1973. Foto: 119619131/Keystone.

Trotz oder gerade wegen linker Tendenzen ging Basel auch pragmatische Weg: Die Stadtpolitik orientierte sich stark an urbanen Bedürfnissen wie bezahlbarem Wohnraum, Kulturförderung und nachhaltiger Mobilität. Die Grundlagen dafür findet man in der Chemie- und Pharmaindustrie, die im 19. Jahrhundert aus der Seidenfärberei entstand. Die chemischen Verfahren führten zur Entwicklung von Farbstoffen, die später die Basis für die chemische Industrie bildeten.

Im 20. Jahrhundert etablierte sich Basel als Zentrum einer innovativen Chemie wie DDT (Geigy) und Vitaminproduktion (Hoffmann-La Roche). Diese und andere Unternehmen investierten massiv in die Forschung und entwickelten bahnbrechende Produkte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Fokus von Farben und Chemikalien zunehmend auf Pharmazeutika. Ein Schock war für Basel und den Rest der Schweiz der Brand im Betrieb «Schweizerhalle» 1986.

Der rot verfärbte Rhein und das Seuchenkommando in der Schweizerhalle, 1986. Foto 331749950 / Keystone.

Durch Fusionen und die Integration von Forschungskapazitäten entstand seither ein globaler Life-Sciences-Hub. Heute generiert die Region Basel zwei Drittel der Schweizer Pharmawertschöpfung, mit über 800 Life-Sciences-Unternehmen und einer starken Exportleistung. Der Standort ist weltweit führend in Innovation und Produktivität.

«Kulturhauptstadt der Schweiz»

im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Basel zu einer Kulturstadt und wird auch als «Kulturhauptstadt der Schweiz» bezeichnet. Diese Entwicklung basiert auf mehreren Faktoren: Mit fast vierzig Museen bietet Basel eine einzigartige Dichte an kulturellen Einrichtungen.

Erweiterungsbau Kunstmuseum Basel, Christ & Gantenbein, 2010-2016.

Das Kunstmuseum Basel, die Fondation Beyeler und das Museum Tinguely sind international bekannt und ziehen Besucher aus aller Welt an. Zudem finden hier regelmässig grosse Messen statt. Ausserdem verbindet die Stadt historische Bauwerke mit moderner Architektur von weltbekannten Architekten wie Herzog / de Meuron, Frank Gehry und David Chipperfield. Der Novartis Campus ist ein Highlight für Architekturinteressierte.

Basel ist bekannt als Gastgeberin zahlreicher hochkarätiger Events wie des European Song Contests (2025), der Baloise Session und dem Basel Tattoo. Diese Veranstaltungen bringen neue Touristen in die Stadt und tragen zur kulturellen Vielfalt bei. Mit dem Theater Basel, renommierten Jazzclubs wie «Bird’s Eye» und einer lebendigen Literaturszene bietet Basel ein breites Spektrum an kulturellen Aktivitäten.

Last but not least: Die Basler Fasnacht, am Rheinknie als die «drei scheenschte Dääg» bezeichnet, ist die grösste Fasnacht der Schweiz und wurde 2017 von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Diese Auszeichnung würdigt die lebendige Tradition, die Musik, Handwerkskunst und den sozialen Zusammenhalt fördert sowie den lokalen Dialekt «Baseldytsch» bewahrt.

Fasnachtsszene 1974. Foto StABS Jeck, Rolf Walter.

Die «Basler Zeitung» und Zürich

Obwohl Basel Ende der 90er Jahre in der Eigenwahrnehmung als «Medienstadt» gesehen wurde, ist sie keine klassische Medienstadt. Der «mediale Leuchtturm» Basler Zeitung (baz) ging zu Beginn des 21. Jahrhunderts vorübergehend an den SVP-Politiker Christoph Blocher und befindet sich heute im Besitz der Zürcher «tamedia». Diese mediale Fremdbestimmung führte dazu, dass viele in der Stadt heute lieber die regionale Konkurrentin «bz» als die «baz» lesen.

Seit dem Verkauf der «baz» nach Zürich haben elektronische Medien in Basel an Bedeutung gewonnen: Die Stadt hat sich in den letzten Jahren bemüht, als Zentrum für Neue Medien und Medienkunst wahrgenommen zu werden. Institutionen wie das HEK (Haus der Elektronischen Künste) und Projekte zur Förderung der Medienkunst zeigen Ansätze, diese Identität auszubauen.

Blick in die Zukunft: Basels Skyline im Jahr 2100?

Trotz intensiver Bemühungen am Ende des 20. Jahrhundert fehlt es Basel heute an einer starken Vernetzung und internationaler Sichtbarkeit im Medienbereich. Die mediale Bedeutung wird zu oft von der Pharma- und Kunstszene überschattet.

Ein Service Public Beitrag für die Stadt

Unter dem Titel «Auf dem Weg ins Jetzt. Seit 1960» fasst der achte Band der Serie «Basler Stadtgeschichte» all diese Entwicklungen reich bebildert zusammen. Herausgegeben hat dieses Jahrhundertwerk der Verlag der Christoph Merian Stiftung (CMS).

Der Schweizer Stiftungsdirektor, Historiker und Autor Beat von Wartburg schreibt dazu im Magazin «Radar»: «Der Christoph Merian Verlag ist ein wertvolles Instrument zur Vermittlung von historiografischem Wissen und zur Präsentation von ebenso ästhetischen wie gesprächigen historischen Quellen. Es entstanden und entstehen wunderbare Bildbände….Im Sinn eines Service Public leistet die CMS einen wichtigen Beitrag für die Geschichtsforschung.» Dem ist nichts beizufügen.

Auf dem Weg ins Jetzt, Stadt Geschichte Basel, Band: 8, Martin Lengwiler (Hg.) Tobias Ehrenbold, Silas Gusset, Anina Zahn, CMV, 2025, ISBN 978-3-03969-008-4

LINKS
Christoph Merian Verlag

Mehr zum Projekt auf Stadtgeschichte Basel


Titelbild: Die Skyline von Kleinbasel. Foto: Baseltourismus. Alle übrigen Fotos wurden dem besprochenen Buch entnommen.

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