«Es schneielet, es beielet es gaht en chüele Wind. D’Meitli leged d’Händsche a und Buebe laufed gschwind». Oh, wie haben wir das in frühen Jahren gesungen. In meinen Erinnerungen im Goms und im Lötschental. Da schneite es so viel, dass man nur durch die Fenster in die Häuser gelangen konnte.
«Es schneielet, es beielet es gaht en chüele Wind. D’Meitli leged d’Händsche a und Buebe laufed gschwind» sang ich wieder am 22. November in diesem Jahr, als ich mit meiner Frau den Schnee vor unserem Haus wegschaufelte. Musste das sein? Ja, es musste sein. Was nicht sein musste, war die anschliessende Fahrt mit dem Auto in die Stadt Luzern. Für die sonst zehnminütige Fahrt brauchte ich geschlagene drei Stunden.“
Am 22. November. Beim schaufeln sang ich «Es schneielet, es beielet es gaht en chüele Wind. D’Meitli leged d’Händsche a und Buebe laufed gschwind»
„Genug Zeit, an frühere Gegebenheiten zu denken. So zum Beispiel im WK, als wir auf dem Gebirgsgelände Gebidem im Wallis Schnee-Iglus bauten, um darin auf einem Gaskocher zu kochen und zu übernachten. Ich drehte damals einen Film für die Armee: «Überleben im Winter.“
Im Januar 1951 forderten Lawinen in der Schweiz fast 100 Tote. Allein in Andermatt (UR) starben 13 Menschen. Zeitzeugen aus dem Dorf trauern noch heute und erinnern sich an dramatische Rettungsarbeiten und schwere persönliche Momente.
Im Jahr 1963 war ich mit meiner Einheit im WK in Vaulruz. Wir hatten eine Schiessübung im hohen Schnee. Ich stand neben einem Kameraden, der mit dem Sturmgewehr auf eine Scheibe schiessen musste. Plötzlich sank das Sturmgewehr mit den Zweibeinstützen im Schnee ein und der Schuss traf einen Korporal auf einem höher gelegenen Schiessplatz in den Kopf. Er war sofort tot und ich musste für den Untersuchungsrichter Fotos vom Unfallort machen.
Am 21. November war in diesem Garten noch alles grün. Ein Tag später sah es so aus.
In den 70er Jahren donnerte eine Lawine ins Tal und schnitt das Lötschental von der Umwelt ab. Ich begab mich nach Goppenstein, quartiere mich im einzigen Hotel ein, installierte mein Fotolabor und wollte nach Kippel. Doch ein Wärter hielt mich zurück, es sei zu gefahrlich. Ich sagte ihm, dass ich auf eigene Verantwortung über die Lawine klettern werde, die Schweiz müsse doch wissen, was hier nicht mehr geht. Er liess mich gehen und ich stampfte durch den Schnee, erreichte Kippel, machte meine Bilder und ging zurück ins Hotel, wo ich die Bilder und den Text in die Redaktion übermittelte. Am anderen Tag stand ich wieder vor der Lawine. Da kam ein Mann und fragte, ob ich wieder nach Kippel gehen wolle. Er bat mich die Post und einen Sack mit Brot mitzunehmen, was ich dann auch tat. Von da an war ich in Kippel immer gerne gesehen. Kunststück: Es ist mein Heimatort.
Das Rütimattquartier, wo ich wohne am 22- November
Und hier noch eine erfreuliche, fast weihnachtliche Geschichte. Es war in den 60er Jahren. In der Schweiz war wegen dem tagelangen Schneefall kein Fortkommen mehr. Da erreichte mich ein Hilferuf aus Andermatt. Ein Mann rief an, er möchte heute heiraten. Seine Geliebte halte sich aber im Unterland auf. Nach Rücksprache mit der BLICK-Redaktion flog ich mit einen Helikopter nach Andermatt, holte den Bräutigam ab und brachte ihn zu seiner Geliebten. Der Hochzeit stand nun nichts mehr im Wege. Ich flog mit den Filmen nach Zürich und wir brachten die Geschichte im BLICK auf der ersten Seite. Wir machten dann noch mit meinen Bilder ein Fotobuch und brachten es zusammen mit dem gedruckten BLICK nach Lauerz zur Hochzeitsgesellschaft. Gross war die Freude über den gelungenen Tag.
Fotos: zvg und Josef Ritler
Schon erschienen:
– Der Mythos von weissen Weihnachten – von Linus Baur
– Zwischen Tradition und Klimawandel – von Peter Schibli
– Warten mit Buddha – von Ruth Vuilleumier
– Keine Spur von Schnee und Eis – von Sibylle Ehrismann
– Liebe Frau Holle, was ist mit Ihnen los? – von Peter Steiger
– Lieber weiss als Weihnachten – von Robert Bösiger
– Schnee! – Schon geschmolzen? – von Maja Petzold
– Weihnachts-Wunderland in Bild und Ton – von Bernadette Reichlin