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Eine Familiengeschichte

Leuchtende Kinderaugen verraten Geheimnisse. Sie spiegeln Glücksmomente, freudige Überraschungen, gewähren aber auch tiefe Einblicke in die Seele unserer Jüngsten. Eine aktuelle Weihnachtsgeschichte über eine moderne Schweizer Familie.

Jonas steht am Mittwochnachmittag zusammen mit seinem Grosi an der Schwanengasse und wartet auf das Märlitram. Der 7-Jährige freut sich auf die Abwechslung: Mit einem Sonderkurs, gesteuert vom Samichlaus, darf er durch die Berner Altstadt gondeln. Dieses Vergnügen ist ihm nicht jeden Tag vergönnt.

Der Alltag des Erstklässlers ist recht eintönig. Da Mama und Papa beide berufstätig sind, geht Jonas jeden Nachmittag nach der Schule in die Kita. Dort wartet er, bis ihn um 18 Uhr ein Elternteil abholt und nach Hause bringt. Es folgt das Nachtessen. 15 Minuten lang darf er auf dem iPad ein Video schauen und dann muss er ins Bett. In der Regel ist um diese Zeit nur Mama zu Hause. Papa hat Nachtdienst. Ihn sieht Jonas seltener als seine Mutter.

An ausserschulischen Aktivitäten fehlt es dem Einzelkind nicht. Am Montag bringt ihn eine Nachbarin ins Schwimmen. Am Dienstag hat er Klavierunterricht, am Donnerstag geht er selbständig ins Judo. Alles auf Wunsch seiner Eltern, aber mit mässiger Begeisterung. Jonas fühlt sich abgeschoben, würde lieber mit Freunden zu Hause spielen. Doch das geht aufgrund der beruflichen Absenzen seiner Eltern nicht.

Der Bub sei hochbegabt, hat der Schulpsychologe festgestellt. Sein Allgemeinwissen sei überdurchschnittlich, seine kognitiven Fähigkeiten entsprächen denjenigen eines 12-Jährigen. Doch sein Verhalten, seine Beziehung zu den anderen Kindern, seine Kommunikation werfen Fragen auf. Es scheint, als lebe Klein-Jonas zeitweise in einer anderen Welt.

Herzlich ist das Verhältnis zu seiner Grossmutter. Mit ihr darf er am Samstag die Zürcher Weihnachtsbeleuchtung besichtigen. Die 11`150 LED-Lämpchen sehen von weitem aus wie Diamanten. Gegen Abend besucht er mit Grosi Tante Frieda in Oerlikon. Vor ihrer Wohnung bewundern sie ein beleuchtetes Weihnachtsfenster. Zum Zvieri gibt es ein Stück Weihnachtsstollen. Mit sichtbarem Genuss und glänzenden Augen verschlingt der Enkel die Süssigkeit.

Zum Abschluss des Besuchs erhält Jonas von der Tante ein Weihnachtsgeschenk. Erwartungsvoll zerreisst er das Geschenkpapier. Zum Vorschein kommt ein Bilderbuch. Die Kinderaugen verheissen wenig Begeisterung. Lieber hätte der Bub ein neues Computer-Game geschenkt bekommen. Doch davon hat Tante Frieda offensichtlich keine Ahnung.

Dann kommt Heiligabend. Heute sind Papa und Mama beide zu Hause. Gemeinsam schmücken sie den Tannenbaum. Gemeinsam bereiten sie das Festessen vor, decken den Tisch. Gemeinsam geniessen sie das feine Essen, sitzen anschliessend vor dem erleuchteten Weihnachtsbaum. Jonas darf eine Geschichte vorlesen, welche die Eltern noch nicht kennen, und ein einstudiertes Stück auf dem Klavier vorspielen. Nicht nur ein bisschen Glanz, sondern ein helles Strahlen geht über sein Gesicht. Seine Augen glänzen und leuchten hell.

Über Weihnachten nehmen sich Papa und Mama Zeit für ihren Sohn, sind nur für ihn da, schenken ihm Aufmerksamkeit und Anerkennung. Das gemütliche Zusammensein mit seinen Eltern erfüllt ihn mit Freude, ist ihm mehr wert als ein neues Computer-Game, ein Stück Weihnachtsstollen oder eine Stunde Judo-Training.

«Warum ist nicht an jedem Tag Heiligabend? Weshalb müssen beide Eltern so viel arbeiten? Warum haben sie kaum Zeit für mich?», fragt sich Jonas beim Einschlafen.

Alle Fotos: Pixabay

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Ein bisschen Glanz

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1 Kommentar

  1. Ihre Geschichte erinnert mich an die Zeit als meine Kinder noch klein waren und sie an den Weihnachtsmann und das Christkind glaubten. Ich liess sie absichtlich in ihrem kindlichen Glauben, so lange es eben ging. Obwohl ich an keinen Gott glaube, sollte die Vorstellung an eine gütige und menschliche Ordnung hochgehalten werden. Weihnacht ist für uns Christen (ich bin nicht aus der evangelischen Kirche ausgetreten) der Glaube auf die Hoffnung auf Liebe und Gerechtigkeit in unserem Leben, allerdings ohne den «Vorbau» der Kirche. Weihnacht mit Tannenbaum, Kerzen, Lieder und Zusammensein verkörpert noch immer unsere Sehnsucht danach. Und das ist gut so und deshalb feiere ich gerne Weihnacht mit meinen Kindern und Enkeln und öffne mein Herz für alle, die mir begegnen.

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